Sächsiche Zeitung (SZ) am 14. Juli 2011: "Ein Skelett am Fuße der Horkaer Wehrmauer gibt Rätsel auf. Und dieser Fund soll nicht der einzige sein." Von Rolf Ullmann • ULLMANN.ROLF@DD-V.DE

Hunderte Jahre steht die Wehrmauer Horka – und keiner hat geahnt was unter dem Fundament ist. Frank-Ernest Nitzsche will im ersten Moment seinen Augen nicht trauen. Denn mit jedem vorsichtigen Kratzen des Spachtels werden die Konturen eines menschlichen Schädels im Erdreich deutlicher. Der Projektleiter der Arbeiten zur Instandsetzung der Horkaer Wehrmauer legt ein Skelett frei. Diesen überraschenden Fund verdankt der Architekt seinem Entschluss, an einer bautechnisch wichtigen Stelle der Wehrmauer eine Schürfgrabung anzulegen. Vier dieser Grabungen hatten Mitglieder des „Vereins Historische Wehranlage Horka“ bereits getätigt. „Das war notwendig, weil wir keinerlei Aufzeichnungen über den Aufbau und den Zustand des Fundaments besitzen“ erläutert Nitzsche.
Als er den Fundamentboden erreicht, stößt er auf das erstaunlich gut erhaltene Skelett. „Es befindet sich etwa zehn Zentimeter unter der ersten Gesteinsschicht. Ich gehe deshalb davon aus, dass die oder der Tote bereits vor dem Bau der Wehrmauer hier bestattet wurde“, erläutert Nitzsche. Das größte Rätsel bildet für ihn die exakte Lage des Skelettes unter der Fuge im Mauerwerk. Wurde die Mauer an dieser Stelle zufällig über dem Bestatteten begonnen oder verbarg sich dahinter eine ganz bestimmte Absicht der Bauherren?
Eine Tatsache ist: „Der Leichnam wurde in Ost-West-Richtung begraben. Das deutet auf eine christliche Bestattung hin“, ist sich Eva Lorenz vom Ausgrabungsteam sicher. Aus der Tatsache heraus, dass mit dem Bau der Wehrmauer wahrscheinlich im 12. oder 13. Jahrhundert begonnen worden ist, lässt sich das Alter des Toten auf etwa 1000 Jahre schätzen. Nun ist die Wissenschaft gefragt, um auf alle Fragen im Zusammenhang mit dem Fund eine exakte Antwort zu geben. In Dresden wird der Fund deshalb durch einen Anthropologen untersucht.
Frank-Ernest Nitzsche hebt während der Bergung des Skeletts die gute Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Archäologie hervor. Das haben die Arbeiten an der Wehrmauer fachlich unterstützt. Auch das Engagement der Mitglieder des „Vereins Historische Wehranlage Horka“ schätzt er sehr.