Die Wehrmauer von Bewuchs zu befreien

Die Sächsische Zeitung (SZ) vom 30.03.2009 zu den Aktivitäten des Vereins, die Wehrmauer von Bewuchs zu befreien: von Rolf Ullmann • ULLMANN.ROLF@DD-V.DE

Mehrere Leitern lehnen zwischen den Zinnen der Wehrmauer rund um die Horkaer Wehrkirche. Doch keine adlige Schnapphähne und auch keine hussitischen Krieger klettern hinauf um die wehrhafte Anlage zu stürmen. Statt mit Hellebarden und Schwertern steigen mit Heckenschere und Spaten „bewaffnete“ Männer hinauf, um dem Bauwerk zu helfen.

Wildwuchs zerstört Mauer Einige Hundert Jahre trotzt diese in Deutschland wohl einmalig gut erhaltene bäuerliche Wehranlage nun schon den Unbilden der Witterung und dem zunehmenden Bewuchs. „Flieder und Eschen dringen in das Mauerwerk ein und treiben es mit der Zeit auseinander“, erklärt Marko Polenz, einer der 15 Helfer während des Arbeitseinsatzes am Sonnabend. Auch der überall auf der Mauer wuchernde Efeu sorgt mit seinem Gewicht, besonders wenn er eine Schneedecke trägt, für weitere Gefahren für das Mauerwerk. Seit 1860 erfolgten keine umfassenden Rekonstruktions- und Baumaßnahmen zur Erhaltung der Wehrmauer. Deren endgültiger Verfall schien damit nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Doch damit wollten sich zahlreiche Horkaer und Einwohner aus anderen Orten nicht so einfach abfinden. Sie gründeten daher vor vier Jahren den Verein „Historische Wehranlage in Horka“. Derzeit gehören dem Verein über 50 Mitglieder an. „Wir können aber noch Mitstreiter gebrauchen, denn je mehr Mitglieder wir haben, desto mehr Gewicht kann der Verein in die Waagschale werfen und seine Stimme wird stärker wahrgenommen“, meint Pfarrer Ulf Schwäbe, der von Beginn an zum Verein gehört. Vor wenigen Tage zog der Verein Bilanz über die in den vier Jahren abgelaufene Legislaturperiode. Dabei wählten die Vereinsmitglieder auch den Vorstand neu. Das im neuen Vorstand in der Mehrzahl auch die bisherigen Mitglieder vertreten sind, sieht nicht nur Ulf Schwäbe als ein Zeichen für die Kontinuität und den Erfolg der bisherigen Arbeit. An der Spitze führt Jens Mett weiterhin die Geschicke des Vereins. Ulf Schwäbe ist sehr froh über das Engagement seitens des Vereins. „Als Kirchgemeinde schätzen wir diese Unterstützung sehr hoch ein. Sie kostet die Vereinsmitglieder heute fünf Stunden ihrer Freizeit. Erspart aber der Gemeinde teilweise den kostspieligen Einsatz von Firmen für Pflege- und Instandhaltungsarbeiten“, fügt Ulf Schwäbe noch hinzu. Zu denen, die am Sonnabend die Harke schwingen, gehört auch Antje Klose. Sie trat im September des vergangenen Jahres dem Verein bei. Nach ihren Gründen für diese Entscheidung gefragt, führt sie folgende Beweggründe auf: „Ich wohne in Horka und habe hier in der Wehrkirche viele Stunden meiner Jugend in der Jungen Gemeinde verbracht. Wir haben damals viel für die Erhaltung der Orgel in unserer Kirche getan, Nun braucht die Wehrmauer unsere Hilfe.“

200 000 Euro sind notwendig Der Verein schätzt, dass neben dem Einsatz der Vereinsmitglieder etwa 200 000 Euro notwendig sind, um die nötigsten Sicherungsarbeiten durchführen zu können. Spenden für das Bauwerk sind deshalb jederzeit sehr willkommen. Auch in diesem Jahr schlägt ein historischer Markt seine Zelte erneut innerhalb der Wehrmauer rund um die Kirche auf. „Am 10. Mai ist es wieder soweit. Dann bietet der Markt vieles für Auge, Ohr, Gaumen und die Sinne“, blickt Pfarrer Schwäbe schon ein wenig voraus. Sämtliche Erlöse, die der Verein während des historischen Marktes erwirtschaftet, sollen der Erhaltung der Wehrmauer zugute kommen.

Wehrmauer in Horka

  • Die Wehrmauer um die Horkaer Wehrkirche wurde vor etwa 800 bis 900 Jahren zum Schutz der dörflichen Gemeinschaft erbaut. Bei einem Überfall konnten sich die Horkaer dahinter zurückziehen und sich wirkungsvoll verteidigen.
  • Einen Durchmesser von reichlich 50 Metern weist die Wehrmauer auf. Ihre Höhe beträgt etwa sechs Meter. Am Fuß hat sie eine Stärke von etwa eineinhalb Metern.
  • Die charakteristischen Zinnen wurden der Mauer wahrscheinlich während der Zeit der Hussitenkriege zur besseren Verteidigungsfähigkeit hinzugefügt.
  • Informationen über die Mauer und den Verein sind zu finden unter www.wehranlage-horka.de.
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