Wehranlage Horka – das Wahrzeichen wackelt

Pressemeldung in der Sächsischen Zeitung (SZ vom 16.03.2006, Autor: Achim Bergmann) mit dem Titel „Das Wahrzeichen wackelt” wird in einem umfangreichen Presseartikel der Verein und das Projekt zur Rettung der Horkaer Wehranlage der Öffentlichkeit vorgestellt.

Wenn nichts passiert, ist die historische Wehrmauer von Horka dem Verfall preisgegeben. Seit knapp 150 Jahren wurde die Mauer nicht mehr instand gesetzt. Jens Mett und der Verein „Historische Wehranlage in Horka e.V.“ wollen das Wahrzeichen jetzt retten.
Foto: SZ/Joachim Rehle

Projekt: Die Wehrmauer von Horka ist nach über 850 Jahren vom Einsturz bedroht. Nun taucht ein Verein als Retter auf.

Jens Mett steht in der strahlenden Märzsonne und deutet mit dem Zeigefinger auf die wuchtigen Feldsteine, die so lange den Elementen getrotzt haben. „Sehen Sie, der ganze Putz ist so gut wie weg“, sagt er, während er nach letzten Mörtelresten sucht. Tatsächlich scheint an manchen Stellen nur noch der Efeu das einst so stolze Bollwerk zusammenzuhalten. Seit 1860 wurde die Wehrmauer nicht mehr instand gesetzt. Seitdem hat der Zahn der Zeit unerbittlich am Wahrzeichen Horkas genagt. „Wenn nichts geschieht, stürzt die Mauer ein“, sagt Mett und schreitet mit dem Kirchenschlüssel in der Hand die marode Ringanlage ab.

Was verbirgt sich in der Gruft?

Doch nun ist Rettung in Sicht. 13 Horkaer setzten sich im vergangenen Jahr erstmals zusammen, um das Schlimmste zu verhindern. Der Verein „Historische Wehranlage in Horka e.V.“ wurde gegründet, Jens Mett übernahm den Vorsitz. Die Zahl der Mitglieder wuchs schnell auf 31, in Dresden und sogar in Lübeck sitzen Helfer. Pfarrer Ulf Schwäbe ist sehr froh über die Gründung des Vereins: „Es ist ganz wichtig, dass die Bürger durch ein gemeinsames Engagement die Mauer erhalten wollen“, sagt der „Hausherr“ und fügt hinzu: „Es geht hier ja auch nicht um eine Mauer der Kirche, sondern vor allem um das Wahrzeichen von Horka.“ Tatsächlich sind auf dem Horkaer Wappen neben dem Schöps die Wehrkirche und die Ringmauer abgebildet.

Fördermittel sollen helfen

Damit diese so stolz wie auf dem Wappen bleibt, müssen die rund 150 Meter der Mauer so schnell wie möglich saniert werden – ein Projekt von großem Ausmaß. Wie groß, das haben zwei unabhängige Kosteneinschätzungen ergeben: „Wir müssen mit rund 200 000 Euro rechnen“, sagt Mett, „derzeit versuchen wir Fördermittel zu erhalten“. Doch in Zeiten leerer Töpfe will der gebürtige Wolgaster keine übergroßen Hoffnungen in die Anträge legen.

Spenden werden gebraucht

Deshalb setzt der Verein – neben Handwerkern und Ingenieuren, die mit ihrem Fachwissen helfen könnten – vor allem auf Spenden. Am Kirchenportal hängt bereits eine Spendenbox für das große Projekt der Horkaer. Doch der Erhalt der Mauer ist nicht das einzige Ziel des Vereins. Vielmehr wollen Mett und seine Vereinsfreunde die letzten Geheimnisse rund um die Wehrkirche lüften. Was verbirgt sich in der Gruft unter der alten Bibliothek? Und warum wurden zwei Kinder in der Mauer hinter dem Kirchenaltar bestattet? „Wir wollen die ganze Anlage rund um die Wehrkirche als Denkmal bekannt machen“, sagt Mett, „und zwar über die Grenzen der Region hinaus.“ Und nicht nur zurück auf geheimnisvolle Gräber, sondern auch nach vorne soll. der Blick gehen: „Mehr Leben muss in die Wehranlage rein“, so Jens Mett. Die ersten Ereignisse 2006 stehen deshalb auch schon fest.

Live bei der Fußball-WM dabei

Wie schon zur 700-Jahr-Feier Horkas wird es Mitte Mai einen historischen Markt innerhalb der Ringmauer geben. Im Sommer wird ein Gospelchor mit Band auftreten. Und ein ganz besonderer Coup ist für den Juni geplant. „Wir wollen einige Spiele der Fußball-WM innerhalb der Ringmauer auf einer Leinwand zeigen“, verrät Mett. Bis dahin ist jedoch noch Zeit – Zeit, die der Verein nutzen will, um noch mehr Helfer zu finden, denen die Zukunft des wackeligen Wahrzeichens wichtig ist. Das Infoheft „Horka ohne WehrZeichen“ liegt schon in der Gemeinde aus. An dieses Szenario möchte Jens Mett aber gar nicht denken. „Wenn die Wehrmauer nicht mehr da ist, dann wird mir etwas fehlen“, sagt er leise.

Die Wehrmauer von Horka
  • Die Wehrmauer besteht aus Feldsteinen und Granitfindlingen und ist rund 850 Jahre alt. Sie ist sechs Meter hoch, 150 Meter lang und am Fuß 1,5 Meter stark.
  • Rund um die Kirche und den alten Friedhof verläuft die Wehranlage in einem Durchmesser von gut 50 Metern.
  • Deutsche Kolonisten im 12. Jahrhundert erbauten sie vermutlich, als sie von der Albrechtsburg in Meißen kamen, um die Slawen zu Christen zu machen.
  • Zur Zeit der Hussitenkriege (1419-1436) lebten in Horka 72 Familien. So erhielt die Wehranlage zur besseren Verteidigung 72 Zinnen.
  • Der Sage nach musste jede Familien eine Zinne errichten und sie bei einem Angriff der Hussiten verteidigen.
  • Kontakt: Verein „Historische Wehranlage in Horka e.V.“ Tel. 035892/5 95 33, www.wehranlage-horka.de (in Vorbereitung)
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